Talentsoft wurde 2007 von drei französischen Unternehmern gegründet und ist ein weltweit führender Anbieter von Software für Personal- und Talentmanagement.
Mit über 8 Millionen Nutzern in 130 Ländern gestaltet Talentsoft durch hyperpersonalisierte Cloud-Lösungen die Zukunft des Personalmanagements.
Als Softwarespezialist mit erfolgreicher Laufbahn bei Oracle, Siebel und Vignette war Jean-Stéphane Arcis 2007 Mitgründer von Talentsoft, dem heute führenden europäischen Anbieter von SaaS-Lösungen im Bereich Talentmanagement. Nach einer Rekordfinanzierung in Höhe von 25 Millionen Euro durch das Unternehmen Goldman Sachs, das bei dieser Gelegenheit seine erste Cloud-Investition in Europa tätigte, hat Jean-Stéphane seine Erfahrung und seine Ambitionen auf internationaler Ebene mit TextMaster geteilt. Rückblick auf dieses Interview von Ende 2016.
Talentsoft erwirtschaftet fast die Hälfte seines Umsatzes im internationalen Bereich. Welche sind Ihre wichtigsten Zielsetzungen?
Talentsoft zählt heute 8 Millionen Nutzer in über 130 Ländern und 25 Sprachen. Seit einem Jahr haben wir mehr Nutzer auf internationaler Ebene als in Frankreich. Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Umsatz von 40 Millionen Euro, wovon etwa die Hälfte auf internationaler Ebene erzielt wird, und verzeichnen ein Wachstum von über 30 % pro Jahr.
Wir konzentrieren uns dabei auf Europa, wo die Ausstattungsquote der Unternehmen bei 50 % liegt, und insbesondere Skandinavien, Deutschland, die Schweiz, die Beneluxländer und England. Wir verzeichnen seit zwei Jahren ein starkes Wachstum auf diesen Märkten, das hauptsächlich unterstützt wird durch:
- Die Betreuung unserer französischen Großkunden, die unsere Lösungen weltweit zum Einsatz bringen (Crédit Agricole, Safran, Elior usw.).
- Zahlreiche Kunden in unseren Zielregionen haben die Lösungen ihrerseits auf internationaler Ebene zum Einsatz gebracht (Eltel, Max Mara usw.).
Durch diese Strategie kommen wir zu unseren ersten lokalen Referenzen, die für Entscheidungsträger vor Ort fundamental sind und geben einen Startimpuls für den Vertrieb. Angesichts dieses Erfolgs erwarten wir eine deutliche Beschleunigung unserer internationalen Expansion sowie eine Verdreifachung unseres Umsatzes auf 100 Millionen Euro bis 2018.
Es ist Ihnen gelungen, erstklassige amerikanische Investoren zu überzeugen. Was hat Ihrer Ansicht nach ihr Interesse geweckt?
Es handelt sich tatsächlich um die erste SaaS-Investition von Goldman Sachs in Europa und die erste Investition dieses Unternehmens in Frankreich seit zehn Jahren.
Ich denke, ihr Interesse ist der Qualität unseres Produkts, der schnellen Ausführung und einem bewährten internationalen Entwicklungsmodell zu verdanken.
Sie haben unseren Unterscheidungskriterien besonders hohe Aufmerksamkeit geschenkt und eine umfassende Befragung von mehreren hundert europäischen Personalmanagern durchgeführt.
Im Vergleich zu den traditionellen Akteuren des Sektors (Oracle, SAP usw.) machen folgende Aspekte den Unterschied:
Die vertiefte Lokalisierung unseres Angebots auf dem europäischen Markt
Wir integrieren alle europäischen Vorschiften sowie die vielfältigen Regelungen der lokalen Arbeitsgesetzgebung. Wir stützen uns dabei insbesondere auf lokale Datenzentren in Deutschland, in der Schweiz, in Russland, in den Niederlanden usw.
Produktinnovation
Wir integrieren alle zwei Wochen neue Funktionen, die wir allen unseren Kunden anbieten. Genau dqs macht den besonderen Reiz des Saas-Modells aus.
Die dem Kundenerfolg beigemessene Bedeutung
Wir haben in diesem Bereich mehr investiert als unsere Wettbewerber, denn wir sind der Auffassung, dass dies für den Erfolg eines SaaS-Modells eine wichtige Rolle spielt. Wir bieten Support an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr in drei Zeitzonen (Europa, Amerika und Asien), sowie permanente Betreuung bei der Anwendung neuer Funktionen unseres Produkts.
Ich denke, das Zusammenspiel dieser Faktoren im Bereich des Produkts, des Vorgehens und der Durchführung hat uns gestattet, uns als führender europäischer Anbieter zu behaupten und die Aufmerksamkeit amerikanischer Inverstoren auf uns zu lenken.
Haben amerikanische Investoren Ihrer Ansicht nach eine andere Vorgehensweise als ihre französischen Kollegen?
Wir besitzen tatsächlich eine zweifache Erfahrung, da wir amerikanische Kapitalgeber (Goldman Sachs, Highland Capital) mit französischen (Seventure, Alto Invest, BPI France) verbinden.
Wir haben keine grundlegenden Unterschiede festgestellt, abgesehen vielleicht von den Mitteln, über die Amerikaner im Gegensatz zu ihren französischen Kollegen verfügen. Noch dazu sind sie sehr schnell im Entscheidungen Treffen.
Amerikanische Investoren legen allerdings extrem hohen Wert auf technische Audits und Due-Diligence-Prüfungen bei unseren Kunden. Goldman Sachs misst diesen Audits eine große Bedeutung bei und führt sie sehr umfassend durch.
Beiträge in Form von Networking haben ebenfalls einen wichtigen Stellenwert. Neben dem finanziellen Ansatz bekommen wir dadurch die Möglichkeit, über Zugang zu einem größeren Kundenportfolio unsere internationale Entwicklung zu beschleunigen. Dies ist ein beträchtlicher Vorteil für Talentsoft.
Wie haben Sie Ihre ersten Zielmärkte gewählt?
Die Auswahl erfolgte auf natürliche Weise, als wir vor drei Jahren unsere internationale Tätigkeit gestartet haben. Wir haben unsere ersten französischen Großkunden wie Safran und Elior begleitet, als diese beschlossen haben, Talentsoft auf ihre gesamten ausländischen Filialen auszudehnen.
Diese ersten Implementierungen haben uns ermöglicht, unser Produkt an die Erwartungen der lokalen Personalmanager anzupassen, was die erste Etappe der Lokalisierung unseres Angebots darstellte.
Die nächste Herausforderung bestand darin, eine kritische Anzahl lokaler Kunden zu erreichen. Wir haben uns daher auf drei Regionen konzentriert:
Deutschland
Unsere Hauptzielgruppe, Unternehmen mit 1.000 bis 20.000 Mitarbeitern sind dort doppelt so gewichtig wie in Frankreich. Die deutschen Unternehmen sind außerdem sehr stark auf internationaler Ebene tätig.
Skandinavien
Dieser Markt schien uns aufgrund eines fehlenden Marktführers angemessen. Diese Länder sind darüber hinaus sehr empfänglich für Innovationen und sehr fortschrittlich auf dem Gebiet des Personalmanagements.
Beneluxländer
In dieser Region mit zahlreichen Geschäftssitzen multinationaler Unternehmen haben sich unsere Produktvorteile schnell herumgesprochen, und uns sogar zum Erwerb einer lokalen Softwarefirma verholfen, um unser lokales Wachstum voranzutreiben.
Sie haben beschlossen, in einer zweiten Phase Großbritannien in Angriff zu nehmen. Aus welchen Gründen?
Großbritannien ist einer der wettbewerbsintensivsten Märkte Europas. Wir zogen es vor, zunächst eine kritische Größe auf diesem Markt zu erreichen. Dank der Betreuung unserer französischen, deutschen und anderen Großkunden, die uns ermöglicht haben, mehr als 60 Filialen in Großbritannien zu erobern, ist dies nun geschehen. So ist es uns heute möglich, unsere Entwicklung auf diesem Markt zu fördern.
Talentsoft wird heute in über 100 Ländern eingesetzt. Für welche Struktur haben Sie sich entschieden?
Wir haben beschlossen, Filialen in unseren Zielländern zu eröffnen und in den übrigen Ländern mit Partnern zu arbeiten. Dies ist insbesondere in Osteuropa und in Nordafrika der Fall. Dies ist ein effizienter Kanal, der überdies den Vorteil mit sich bringt, Risiken und Investitionen auf wenig reifen Märkten zu begrenzen.
Die größte Herausforderung für unsere Filialen bestand darin, im Hinblick auf die Teams eine kritische Größe zu erreichen.
Es ist äußerst schwierig, ohne ein vollständiges Team vor Ort Verträge mit Großkunden zu unterzeichnen. Wir haben daher beschlossen, auf diesem Gebiet breite Investitionen zu tätigen.
Wir haben ebenfalls umfangreiche Mittel für digitales Marketing auf internationaler Ebene bereitgestellt. Wir haben festgestellt, dass B2B-Unternehmen geneigt sind, eher unterproportional in diesen Kanal zu investieren, sodass wir die umgekehrte Wahl getroffen haben. Die Schwierigkeit besteht in der Entwicklung einer scalablen Marketingstrategie, die die Feinheiten der lokalen Gegebenheiten berücksichtigt. Dies war eine gewinnbringende Strategie für Talentsoft: 60% unserer Leads stammen heute aus dem digitalen Bereich.
Wie verwalten Sie das Team-Management aus der Entfernung?
Dies war ein schrittweiser Arbeitsprozess. Wir haben uns für ein regionales Management entschieden, das die betrieblichen Aufgaben der jeweiligen Region verwaltet. Wir sorgen dafür, herausragende Unternehmerprofile anzuwerben, die wir durch Kapitalbesitz am Erfolg der Gruppe beteiligen.
Wir haben daraufhin folgende Prozesse eingeführt:
- Aufnahme internationaler Manager in den Vorstand
- Die Wahl der englischen Sprache als Hauptarbeitssprache
- Die Integration aller neuen Mitarbeiter: alle unsere Professional Services Experten verbringen zum Beispiel zwei Monate am Hauptsitz.
Haben Sie große Anstrengungen für die Lokalisierung unternommen, um sich an Ihre neuen Märkte anzupassen?
Hierbei handelt es sich übrigens um eines der wichtigsten Merkmale, das uns von unseren Wettbewerbern unterscheidet. Talentsoft ist in 25 Sprachen verfügbar. Die Übersetzung spielte eine wichtige Rolle, für die wir stark investiert haben. Dies ist ein sehr komplexes Thema, die Industrialisierung der Verwaltung unserer Übersetzungen hat mehrere Jahre beansprucht.
Wir haben außerdem eine Beobachtungsstelle für bewährte Verfahren und lokale Regelungen geschaffen, die wir in Echtzeit aktualisieren. Die Anwerbung und die Ausbildung werden je nach Land sehr unterschiedlich gehandhabt. Dies war einer der elementaren Bausteine in unserem Streben nach dem am meisten lokalisierten Produkt.
Des Weiteren haben wir stark ins Customer Success Management (CSM) auf internationaler Ebene investiert. Im Bereich SaaS wird die Hälfte des Umsatzes potentiell von Upsales generiert, sodass es erforderlich war, internationale Profile anzuwerben, um unsere Kunden in allen Sprachen und in allen Zeitzonen betreuen zu können.
Welche Ratschläge würden Sie Unternehmern geben, die international expandieren möchten?
„Im SaaS-Bereich, aber nicht nur, besteht die wesentliche Schwierigkeit darin, Verträge mit den ersten Großkunden auf einem bestimmten Markt zu unterzeichnen. Dies stellt die größte Hürde da. Man muss daher in der Lage sein, entsprechend zu investieren und darf nicht zögern, sehr erfahrene Profile zu recruiten und vollständige Teams einzusetzen.
Ich denke außerdem, dass die Lokalisierung einen wesentlichen Baustein darstellt, der erheblich zum Erfolg von Talentsoft auf internationaler Ebene beigetragen hat. Dank unserer Bemühungen für die Lokalisierung in den Bereichen Übersetzung, Marketing und Customer Success Management waren wir in der Lage, uns von unseren Wettbewerbern, und insbesondere den amerikanischen Akteuren, die diese Wichtigkeit häufig unterschätzen, abzusetzen.
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