Mit dem Sommer beginnt auch die Zeit, wo viele von uns wieder am Strand liegen oder wandernd durch die Berge ziehen und dabei häufig musikalische Begleitung auf den Ohren haben. Doch weit über die bekannten Streamingdienste hinaus ist die Musikbranche ein Sektor, der sich heute genauso schnell „tech-isiert“ wie die MedTech oder die FinTech. Wir haben, wie schon für andere Branchen, eine Auswahl der innovativsten, originellsten oder erfolgreichsten MusicTech-Startups getroffen. Hier unsere Lieblinge:


Wie Orchestra seinen Produktkatalog erfolgreich lokalisiert und skaliert hat, lesen Sie in unserer spannenden Case-Study


1. Bildung und Kreativität: ein herausragender Musiker werden

Musik einmal anders lernen

Die Basis von MusicTech ist natürlich die Musik. Es ist wichtig, dass die Menschen Musik lernen. Leider sind Kurse in Musiktheorie und Musikunterricht nicht unbedingt für jedermann zugänglich: Manchmal sind sie zu teuer, oft werden sie gar nicht angeboten. Einige Startups haben beschlossen, Konzepte zu entwickeln, die es jedem ermöglichen, anders zu musizieren.

Das gilt zum Beispiel für das französische Carpe Diese oder das deutsche Skoove: Auf Ersterem können Sie online einen Lehrer wählen, der Sie per Webcam unterrichtet, Letzteres ist eine Art Klavier-MOOC. Ob nun spezialisiert oder nicht: Diese Plattformen ermöglichen es jedem, der Zeit und Lust dazu hat, in seinem eigenen Tempo zu lernen.

Eine weitere Herausforderung der MusicTech ist es auch, die „klassischen“ Pfade des Musikunterrichts zu verlassen: Musiktheorie, Noten, Skalen, Partituren… die Unmenge an Theorie im Musikunterricht kann manchen abschrecken. So kann man auch, wie Dualo, ein neues Instrument mit einer neuen Anordnung von Noten erfinden, um das Verstehen und Üben zu erleichtern. Eine andere Lösung: eine völlig andere Denkweise, bei der der Lernprozess auf persönlichen Emotionen basiert, wie bei Meludia.

Künstliche (musikalische) Intelligenz

Falls Sie glauben, Künstliche Intelligenz lasse sich nicht auf den musikalischen Bereich anwenden, so irren Sie sich. Und mehrere MusicTech-Startups beweisen es.

Erstens Amper, eine Software, die zugleich Komponist, Produzent und Interpret ist. Diese KI kreiert je nach Wahl der Atmosphäre, des Stils und der Dauer, schlicht und einfach Musik, die Sie mit ein paar grundlegenden Funktionen bearbeiten können, ohne dass Sie irgendwelche Musikkenntnisse benötigen. Noch ist Amper in der BETA-Version, aber es lohnt sich auf jeden Fall, es aufmerksam zu verfolgen, besonders für all jene, die (wie wir) darum kämpfen, effektive lizenzfreie Musik für ihre Unternehmensvideos, Produktdemos und Ähnliches zu finden.

Zum gleichen Genre gehört auch die französische AIVA: Diese KI, die auch Musik komponiert („symphonisch und emotional“, so die Mitbegründer), basiert auf Machine Learning und einigen herausragenden Werken (von Mozart, Bach oder Beethoven, um nur einige zu nennen) „um ihr zugleich mathematisches und intuitives Musikmodell zu entwickeln“. Ein Modell, das sich bewährt hat: werden Aiva-Schöpfungen doch seit Kurzem bei SACEM Luxemburg registriert und stehen nun in denselben Verzeichnissen wie die Werke anderer – menschlicher – Komponisten.

Die australische PopGun positioniert sich im Bereich Pop. Ihre KI Alice, die zunächst mit der (etwas verrückten) Idee konzipiert wurde, alle Titel einer neuen Top 50 zu kreieren, versteht sich nun eher als Spielpartner für Menschen. Durch Deep Learning kann Alice jede Menge Klavierstücke lernen und ist dann in der Lage, zu spielen und Menschen zu begleiten. Praktisch für diejenigen, die nie einen Musikerfreund zum Musizieren haben!

2. Musikfinanzierung: zur Unterstützung der – vielleicht – großen Künstler von morgen

In Frankreich hat ein Unternehmen im Bereich des musikalischen Crowdfundings von sich reden gemacht: MyMajorCompany. Natürlich sind nicht alle Projekte erfolgreich, aber Ende der 2000er Jahre wurden dank der Plattform einige Karrieren gestartet (Grégoire, Joyce Jonathan, Irma…).

Tradiio ist ein MusicTech-Startup, das zwischen Lissabon und Los Angeles das Licht der Welt erblickte. Es ermöglicht Jedem, neue Künstler zu entdecken und durch ein monatliches Abonnement in selbstgewählter Höhe zu unterstützen. Für 1€ pro Monat erhalten Sie Backstage-Fotos oder einen Klingelton; für 2€ ein personalisiertes Video und ein exklusives Lied… und so weiter. Wenn Sie eine (oder mehrere) Perlen entdecken, können Sie auch zusätzliche Belohnungen erhalten: Festivaltickets, Backstage-Zugang beim Konzert und vieles mehr. Eine gute Möglichkeit, die Fans zu binden und sie den Künstlern näher zu bringen.

Mit einem noch umfassenderen Modell bietet die amerikanische Firma Nimbit verschiedene Dienstleistungen an, um eine direkte Beziehung zwischen Künstlern und Fans zu gewährleisten. Dazu gehören ein öffentliches Profil (zum Einstellen von Nachrichten, Inhalten, Veranstaltungen) und ein Online-Shop (der auf externen Seiten integriert werden kann), auf dem der Künstler Tickets und andere Produkte verkaufen kann. Künstler können über Nimbit auch Fundraising-Kampagnen starten, die Werbung für ihre Events verwalten oder die Daten ihrer Fangemeinde analysieren. Viele nützliche Tools für Debütanten, die vor allem die Nähe zu ihren Fans und eine einfache Methode suchen, für ihre Werke die Werbetrommel zu rühren!

3. Werben & Verbreiten: um die Botschaft zu teilen und weiterzutragen

Der Dschungel der Streaming-Plattformen

So wie Bestell- und Lieferplattformen „die Basis“ von FoodTech sind, sind Musik-Streaming-Plattformen „die Basis“ von MusicTech.

Die französischen Deezer und Qobuz, das deutsche Soundcloud, die amerikanischen Apple Music und Tidal oder der Marktführer, das schwedische Spotify… Zwischen verschiedenen Monatsabonnements, mobilen Anwendungen, Klangqualität und großen Musikkatalogen gibt es zahllose Plattformen… und sie ähneln einander (trotz einiger bemerkenswerter Unterschiede).

Das Interessanteste an diesen Streaming-Plattformen ist neben den jeweils verfügbaren Katalogen oder den Exklusiv-Veröffentlichungen bestimmter Künstler (Jay-Z und Beyonce zum Beispiel haben gerade ein neues gemeinsames Überraschungsalbum auf Tidal veröffentlicht – bevor sie es schließlich auf allen Plattformen veröffentlichten) auch die Art und Weise, wie sie es dem Hörer ermöglichen, neue Künstler aufgrund von Personalisierung und Algorithmen zu entdecken.

Durch Wiedergabelisten, Radios oder andere Mittel (je nach Terminologie der jeweiligen Plattform), die nach Ihrem Hörverhalten (und damit logischerweise nach Ihrem Geschmack) aufgebaut sind, können Sie ähnliche Künstler und Lieder entdecken, die Ihnen gefallen müssten, und so Ihren musikalischen Horizont erweitern.

Sie können sich auch für Prizm entscheiden, das mehr als eine Streaming-Plattform ist: Das französische Startup hat ein Tool kreiert, mit dem Sie Webradios aus aller Welt in allen musikalischen Genres ganz nach Ihren Wünschen und Ihrem Geschmack streamen können. Prizms Algorithmus bevorzugt auch werbefreie Webradios, ein bemerkenswertes Plus. Prizm ist über Ihr Smartphone steuerbar, erkennt Sie wieder, lernt ständig etwas über Ihren Geschmack und bietet Ihnen, je nach Tageszeit, Atmosphäre etc., die Webradios an, die Ihnen am besten gefallen.

Auch YouTube sollte man genau verfolgen: Die Videoplattform hat gerade begonnen, mit YouTube Music den Streamingmarkt zu erschließen. Der Riese Google geht ebenfalls ins Rennen!

Musikbuchung: „Buchen“ Sie einen Künstler so einfach wie ein Hotelzimmer

Sie organisieren ein Firmenevent, einen Geburtstag, eine besondere Feier, und möchten die Veranstaltung mit Live-Musik aufpeppen? Freuen Sie sich, in großen Städten gibt es viele Plattformen, um den Künstler oder die Band zu finden, die zu der gewünschten Atmosphäre passen.

Darunter die französischen Start-ups Live Tonight und Musilink für ein Live-Konzert in Ihrem Lieblingsmusikgenre, oder oneclickdj oder Soondy, um den idealen DJ zu finden. Auch Encore (in Großbritannien) oder Gigmasters (in den USA) werden Ihnen helfen, das Richtige zu finden. Linkaband ermöglicht es auch Musikern, auf verfügbare Konzertangebote zu reagieren. In den Niederlanden ist Plugify in diesem Bereich gut im Geschäft.

4. Musikalische Data Science: für Künstler, die mehr über ihre Fans wissen wollen

„Data“ ist zweifellos das Wort, das seit einigen Jahren die digitale Wirtschaft beherrscht. Es gibt daher keinen Grund, warum die MusicTech-Branche verschont bleiben sollte: Daten sind für einen Künstler genauso wichtig (wenn nicht sogar wichtiger?) wie für ein Unternehmen. Und viele MusicTech-Start-ups auf der ganzen Welt haben das genau verstanden!

Die Verbreitung messen: die große Herausforderung für Künstler

Neben den Verkaufszahlen von Alben und den Zugriffszahlen von Streaming-Plattformen ist es für Künstler (und vor allem für weniger bekannte Künstler) schwierig, ihre Popularität zu messen. WARM, die Abkürzung für The World Airplay Radio Monitor, bietet diesen unabhängigen Künstlern, Autoren, Produzenten oder Managern die Möglichkeit, Radiosendungen aus aller Welt zu verfolgen. Mit mehr als 21.000 registrierten Radiosendern in mehr als 100 Ländern ermöglichen die gesammelten Daten ein viel besseres Targeting für Werbung und Marketing.

Analysieren Sie Ihre Fangemeinden, um sie stärker zu binden

Für einen Künstler oder sein Label ist es nicht einfach, die Fantypen exakt zu „kartieren“. Stellen Sie sich eine künstliche Intelligenz vor, die in der Lage ist, Millionen von Fanprofilen auf Instagram und deren Fotos zu analysieren, um Interessen, Hobbys, demografische Informationen oder sogar Affinitäten zu bestimmten Marken zu extrahieren… Das ist das Angebot von Edison.ai, der Kreation eines japanischen Startups, das auf Data Mining spezialisiert ist.

Wenn Sie nach dem vollständigsten Dashboard suchen, um den „Wert“ eines Künstlers zu analysieren, gebührt der Spitzenplatz zweifellos den französischen Soundcharts: Verkaufsranking, Radiosendungen, Auswahl in Playlisten auf vielen Streaming-Plattformen, Präsenz in sozialen Netzwerken… Das Startup zähltbereits mehrere hundert Kunden, darunter mehrere Labels (Major und Independent) auf der ganzen Welt.

Ein hilfreiches Tool zur Planung der idealen Tournee

Stagelink ist ein in Berlin gegründetes Startup und eines der nützlichsten Marketing-Instrumente für Künstler und Labels, die Informationen zur Planung von Tournee-Routen brauchen. Stadt, Veranstaltungsort und sogar Ticketpreise: Fans geben ihre Bewertung ab, und dank eines Dashboards können Künstler und ihre Manager die potenzielle Rentabilität einer Veranstaltung einschätzen.

Das französische Bandsquare folgte ursprünglich der gleichen Linie wie Stagelink, erstreckt sich aber mittlerweile auf Menschen oder Unternehmen aller Art mit einer Fangemeinde in sozialen Netzwerken. Das Prinzip: Künstler können ihren Online-Communities Umfragen anbieten. Die Plattform analysiert dann alle durch die Umfrage gesammelten Daten und ermöglicht es, etwa bei einem Künstler zu bestimmen, in welcher Stadt er auftreten sollte.

Von der Finanzierung über das Marketing und die Analyse der Fangemeinde bis hin zum Lernen und Kreieren sind die MusicTech-Sektoren vielfältig, und viele Musikliebhaber (Hörer oder die Musiker selbst!) entscheiden sich dafür, Hobby und Beruf zu verbinden. In einer Musikbranche, in der Künstler oft darum kämpfen müssen, ihren Platz zu finden und an der Spitze zu bleiben, gilt dasselbe für Start-ups: Viele starten, aber nur wenige schaffen es an die Spitze zu kommen und dort zu bleiben.

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