Die einzelnen E-Commerce-Märkte innerhalb Europas verbinden mittlerweile viele Gemeinsamkeiten, doch bestehen auch einige landestypische Unterschiede. Unternehmen, die in mehreren Ländern expandieren wollen, stehen deshalb vor zahlreichen Herausforderungen. Technische Fragen wie zum Beispiel die nach einer internationalen SEO-Strategie bleiben häufig unbeantwortet. Wir liefern Ihnen heute unsere Tipps und Ratschläge zum effizienten Umgang mit unterschiedlichen Währungen und Zahlungsmethoden auf Ihrer internationalen E-Commerce-Seite.
1. Das Währungsdilemma
Als Erstes müssen Online-Händler dafür sorgen, dass sich der Online-Käufer wie zu Hause fühlt. Die Navigation sollte einfach sein, in seiner Muttersprache mit entsprechend angepassten Bildern und lokalisierter Währung. Diese Elemente schaffen Vertrauen – ein wesentlicher Faktor bei der grenzüberschreitenden Konversion.
Es ist erwiesen, dass die Verwendung der Landeswährung zu höheren Umsätzen führt. Sie ist für Online-Händler, die auf Portalen wie Google Shopping verkaufen wollen, Pflicht.
Online-Händler sollten bei der Auswahl der Währung für den Verkauf in Europa Vorsicht walten lassen: Sie haben die Wahl, den Euro oder die Währung des jeweiligen Landes zu verwenden. Diese zwei Möglichkeiten beinhalten jedoch unterschiedliche Risiken: Wenn sie den Euro verwenden, erleichtert das dem Käufer den Preisvergleich zwischen verschiedenen Webseiten, was für Online-Händler mit erheblichen Preisunterschieden von Nachteil sein kann. Andererseits kann bei Verwendung der Landeswährung die Gefahr von Wechselkursschwankungen im Fall einer Wirtschaftskrise gegeben sein. Apple stand in Russland vor diesem Problem, als beim Rubel massive Schwankungen auftraten. Letztlich führte das zu der Entscheidung, den Verkauf von Produkten auf der russischen Webseite einzustellen.
2. Zahlungsmethoden
Es wird oft angenommen, dass Kreditkarten die beste und einzige Zahlungsmöglichkeit für Online-Käufe darstellen – das stimmt aber nur zum Teil. Es handelt sich dabei zwar um die beliebteste Zahlungsmethode in Europa (die von 72 % der Europäer verwendet wird), sie ist jedoch teuer und der Online-Händler muss dafür Konten bei mehreren Banken eröffnen.
Andere Zahlungsmethoden
Guillaume Princen, Direktor für Frankreich & Südeuropa bei Stripe, erläutert die neuen Zahlungslösungen, die jetzt für Online-Händler verfügbar sind. „Stripe ist eine Zahlungsplattform, die sich auf eine Technologie aus Big Data und maschinellem Lernen stützt, um Kunden eine Bezahlungslösung mit Schutz vor Betrug zu bieten und dadurch für eine nahtlose Benutzererfahrung zu sorgen.“
Als alternative Zahlungsmethoden werden alle Bezahllösungen bezeichnet, bei denen keine Kreditkarten verwendet werden, wie etwa Online-Wallets (zum Beispiel Bitcoin oder PayPal) und Banküberweisungen. Wenn Händler Cross-Border verkaufen wollen, müssen sie diese Alternativen anbieten. Europäische Verbraucher bevorzugen im allgemeinen PayPal, doch lokale Anbieter wie iDeal in den niederlanden (60 %) und Sofort in Deutschland (16 %) werden immer beliebter. Wenn Online-Händler die richtige Kombination von Optionen für die Kunden anbieten, kann das zu höheren Konversionsraten und Umsätzen führen. Online-Händler sollten über die neuesten Innovationen im Bereich Zahlungsmethoden auf dem Laufenden bleiben, da diese oft für ein besseres Kundenerlebnis sorgen, und gleichzeitig die Kosten für Online-Händler reduzieren.
Mobile Zahlungen
Da mobiles Einkaufen in Europa immer mehr zur Norm wird, müssen Online-Händler darauf achten, dass ihre Zahlungsmethoden auch für Mobilgeräte geeignet sind. Eine gute Methode ist die Entwicklung einer eigenen App für Mobilgeräte, die auch als ein zusätzlicher Absatzweg mit einem hohen Reichweitenpotenzial dienen kann.
Zu einem positiven Benutzererlebnis mit einem Mobilgerät gehören reduziertes Scrollen sowie eine Begrenzung der Anzahl von Seiten und Schritten beim Einkauf, vor allem beim Zahlungsvorgang. Online-Händler können Zahlungsplattformen wie Stripe oder integrierte Lösungen wie Apple Pay oder Android Pay nutzen und 1-Click-Kauf-Optionen anbieten, um den Prozess zu vereinfachen und dadurch die Konversion zu erhöhen.
Mit allen diesen Zahlungsmethoden soll ein Ziel erreicht werden: ein nahtloses Einkaufserlebnis zu schaffen, das zu einer erfolgreichen Strategie für eine internationale Expansion beiträgt.
Präferenzen bei Online-Zahlungsmethoden nach Land
Obwohl die Europäische Union versucht, einen digitalen Binnenmarkt aufzubauen, gibt es bei den bevorzugten Zahlungsmethoden in den einzelnen Mitgliedsstaaten immer noch erhebliche Unterschiede. So bevorzugen Käufer in Ländern wie Deutschland und den Niederlanden Zahlungssysteme ohne Kreditkarte wie iDeal und Giropay.
Online-Zahlungs-Methoden sollten die Anpassung an verschiedene Absatzwege, Geräte und Länder ermöglichen, doch sollten Online-Händler bei ihrer Vorgehensweise realistisch bleiben. Zu viele Zahlungsmethoden können aufwändig in der Umsetzung sein und Kreditkartenzahlungen sind weltweit immer noch die beliebteste Methode
3. Betrug
Die Verbraucher haben sich mittlerweile recht gut an das Online-Shopping gewöhnt, doch viele haben noch immer Angst vor Betrug, vor allem bei Einkäufen im Ausland. Online-Händler müssen dieser Angst begegnen und das Vertrauen des Käufers gewinnen, ohne das Einkaufserlebnis zu beeinträchtigen.
Mit dem Zuwachs der Online-Einkäufe nimmt auch die Gefahr des Online-Betrugs zu; dies wiederum hat Einfluss auf das Verhalten der Verbraucher. Neue Berichte haben aufgezeigt, dass 62 % der Verbraucher, die nicht in ausländischen Online-Stores einkaufen, angeben, dass Angst vor Betrug wie etwa Diebstahl von Kreditkartendaten oder der Missbrauch personenbezogener Daten sie davon abgehalten habe.
Die Erwartungen in Bezug auf Sicherheit können in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich sein. So kaufen beispielsweise in Großbritannien 40 % der Smartphone-Benutzer nicht über ihr Gerät ein, da sie es nicht für sicher halten. Diese Haltung ist in Deutschland und Belgien weniger verbreitet. Dort sind nur 25 % dieser Meinung. Die Händler müssen sich im Klaren darüber sein, wie die Kunden online einkaufen wollen und welche Art von Sicherheit sie erwarten.
Eine Lösung für die Bekämpfung von Zahlungsbetrug ist die Verwendung des 3D-Secure-Verfahrens bei der Zahlung. Weltweit hat diese Lösung in den einzelnen Ländern und bei verschiedenen Präferenzen zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Die Auswirkungen auf die Konversionsrate waren in Großbritannien, Russland und Indien sehr positiv, wurden jedoch in Frankreich, Deutschland, Brasilien, China und den USA eher negativ beurteilt. Hier wurden durch den Prozess mehr Bestellungen auf der Warenkorb-Seite abgebrochen.
Online-Händler müssen ihre Betrugsbekämpfungsstrategie auf Basis der Risiken, der Schritte bis zum Zahlungsprozess und der Zahlungsmethode an die einzelnen Märkte anpassen.
Herkömmliche Sicherheitsmethoden bedeuten zwar eine höhere Konversionsrate für Online-Händler, sie stellen aber auch eine höhere Betrugsgefahr dar. Es gibt seit kurzem mehrere neue Lösungen auf dem Markt, die einen größeren Schutz gegen Betrug bieten, ohne die Konversionsrate zu beeinträchtigen. Lösungen für die Betrugsbekämpfung basieren auf Big-Data und maschinellem Lernen, d. h., sie sind für die Kunden nahezu unsichtbar. Sie bieten fast den gleichen Schutz wie 3D-Secure, jedoch ohne die zusätzlichen Schritte.
Betrug kann langfristig zum Kundenverlust und zu negativen Schlagzeilen führen – Anreiz genug für Online-Händler, sich die neuesten Lösungen auf dem Markt anzusehen, die ein optimiertes Erlebnis und gleichzeitig einen größeren Schutz gegen Betrug bieten.
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