E-Commerce oder physische Geschäfte: Was ist umweltschädlicher?
Im Jahr 2023 stieg der weltweite Umsatz des E-Commerce laut Statista auf etwa 5,8 Billionen US-Dollar. Eine beeindruckende Zahl! Daher ist es wichtig, sich mit den ökologischen Folgen von Online-Käufen auseinanderzusetzen. Sind Online-Shops umweltschädlicher als physische Geschäfte? Oder ist es genau umgekehrt? Und wie kann man selbst bewusster konsumieren? Lassen Sie uns gemeinsam die Antworten auf diese Fragen finden.
Welche Unterschiede gibt es zwischen physischem Handel und Online-Handel?
Beide Handelsmethoden sind sich sehr ähnlich, da sie den Verbrauchern den Kauf von Produkten oder Dienstleistungen ermöglichen. Der große Unterschied besteht darin, wie die Käufer ihre Waren oder Dienstleistungen finden und erwerben.
Um bestimmen zu können, welche Methode umweltfreundlicher ist, ist es zunächst wichtig, die wesentlichen Unterschiede zu verstehen.
Zugänglichkeit
Um online einzukaufen, benötigen Verbraucher lediglich einen Computer und eine Internetverbindung. Beim Kauf eines Produkts vor Ort fahren sie entweder mit dem Auto und müssen zunächst einen Parkplatz finden oder nutzen alternativ die öffentlichen Verkehrsmittel. Für Verbraucher ist es daher praktischer, Einkäufe online zu tätigen.
Betriebskosten
Betreiber physischer Geschäfte müssen einen Laden mieten oder kaufen, Mitarbeiter einstellen, Reinigungspersonal beschäftigen … Die Betriebskosten sind hier daher deutlich höher als die Verwaltungskosten eines Onlinehändlers. Letzterer muss lediglich für das Hosting und den Domainnamen zahlen.
Lagerverwaltung
In einem physischen Geschäft werden die Bestände in der Regel in einem separaten Lagerraum aufbewahrt. Und sind bestimmte Größen eines Produkts nicht verfügbar, kann keine sofortige Nachbestellung erfolgen. Das kann zu Frustration führen bei Kunden, die extra den Weg ins Geschäft auf sich genommen haben.
Im Internet können Nutzer über einen Button automatisch per E-Mail benachrichtigt werden, sobald ein Produkt wieder auf Lager ist. Diese Möglichkeit ist bei Internetnutzern sehr beliebt.
Einkaufserlebnis
Durch zahlreiche Automatisierungen im E-Commerce wird das Einkaufserlebnis auf Webseiten zunehmend hochwertiger. Dennoch besteht der größte Unterschied zwischen physischen Geschäften und Onlineshops darin, dass man in einem physischen Geschäft die Produkte vor Ort anschauen und ggf. anprobieren kann. Das ist besonders praktisch bei Jeans, Brillen und Unterwäsche.
Gut zu wissen 💡
Als Alternative bieten immer mehr E-Commerce-Websites virtuelle Anproben (VR) an.
E-Commerce oder physische Geschäfte: Was ist besser für die Umwelt?
Die Umweltbelastung von physischen Geschäften hängt in Wirklichkeit stark von deren Betreibern ab.
Beispielsweise hat ein Geschäft mit kostenlosen Plastiktüten einen weitaus höheren CO₂-Fußabdruck als ein Geschäft, das Papiertüten für 30 Cent pro Stück verkauft. Einige Unternehmen wie Yves Rocher gehen noch einen Schritt weiter und schaffen Plastiktüten komplett ab.
Um die Umweltauswirkungen physischer Geschäfte besser verstehen zu können, analysieren wir nun jeden Faktor, der zur Umweltverschmutzung beiträgt. Anschließend tun wir dasselbe für den E-Commerce.
Physische Geschäfte
Anreise zum Geschäft
Wie oben bereits erwähnt, müssen einige Kunden mit dem Auto fahren, um in physischen Geschäften einzukaufen, insbesondere diejenigen, die weit außerhalb der Stadtzentren wohnen. Diese Fahrten mit dem Auto, Bus oder Taxi tragen zu einer erhöhten Umweltbelastung bei.
Energieverbrauch in den Geschäften
Physische Geschäfte verursachen einen hohen Energieverbrauch für Heizung, Beleuchtung und Klimatisierung. Dies gilt vor allem für Luxusgeschäfte, die manchmal die ganze Nacht über beleuchtet sind.
Bereitstellung von Tüten für Kunden
In Europa stellen immer weniger physische Geschäfte ihren Kunden kostenlose Tüten zur Verfügung. In anderen Ländern, unter anderem in den USA, ist diese Praxis jedoch noch weit verbreitet. Dies führt zu einem übermäßigen Verbrauch von Plastik und verursacht erhebliche Treibhausgasemissionen.
E-Commerce
Versand und Verpackung
Dies ist mit Abstand der umweltschädlichste Aspekt, der zum ökologischen Fußabdruck des E-Commerce beiträgt. Häufig sind Pakete aus Plastik und viel größer als das verpackte Produkt. Darüber hinaus erfolgt der Versand der Produkte über zahlreiche Transportmittel.
Immerhin gibt es verschiedene Methoden, seinen E-Commerce umweltfreundlicher zu gestalten. Beispielsweise können recycelte Kartons für die Verpackung verwendet und passende Paketgrößen gewählt werden, um Materialverschwendung zu minimieren. Außerdem besteht die Möglichkeit, einen Lieferdienst zu wählen, der ausschließlich Elektrofahrzeuge nutzt.
Lagerhäuser
Auch wenn E-Commerce-Unternehmen keine physischen Geschäfte benötigen, um ihre Produkte zu präsentieren, müssen sie diese dennoch lagern. Hierfür nutzen sie spezielle Lagerhäuser. Dort werden die Bestellungen der Kunden vorbereitet und versandt. Und diese Lagerhäuser müssen auch beleuchtet und beheizt werden. Allerdings werden sie oft von mehreren Unternehmen gemeinsam genutzt, was den Ressourcenverbrauch (Strom, Heizung) reduziert.
Konsumverhalten
Mit wenigen Klicks können Produkte online bestellt werden. Zwar ist dies sehr praktisch, aber es fördert den Anstieg des Konsums: ein Lebensstil, der auf ständigen Konsum, ja sogar auf übermäßigen Konsum ausgerichtet ist.
Was verraten die Zahlen?
Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Oliver Wyman, die in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, Schweden und Großbritannien durchgeführt wurde, ist der CO₂-Fußabdruck eines Einkaufs im Geschäft 2,3 mal höher als der eines Online-Einkaufs für dasselbe Produkt.
Dabei berücksichtigt diese Analyse:
- den Transport vom Lager zum Verbraucher (einschließlich der Fahrt zum Geschäft)
- die Verpackung
- den Energieverbrauch der Gebäude und IT-Systeme, der durch physische und Online-Verkäufe entsteht
Ein weiteres wichtiges Ergebnis dieser Studie: Die Lieferungen im Zusammenhang mit E-Commerce machen 0,5 % des gesamten Straßenverkehrs in städtischen Gebieten aus, während der physische Handel 11 % des Verkehrs verursacht.
Wie kann man seine Einkäufe umweltfreundlicher gestalten?
1. Langlebige und hochwertige Produkte bevorzugen
Es ist ratsam, möglichst verantwortungsbewusste und langlebige Produkte statt Fast-Fashion-Artikel zu wählen. Auch wenn letztere in der Regel billiger sind, halten sie deutlich kürzer. Somit ist es sinnvoller, langlebige und hochwertige Produkte zu kaufen!
2. Verantwortungsbewusste Unternehmen unterstützen
Eine weitere Möglichkeit, den eigenen Einkauf umweltfreundlicher zu gestalten, ist die Unterstützung verantwortungsbewusster Marken. Viele Marken setzen sich nämlich aktiv für nachhaltige und verantwortungsvolle Praktiken ein. Es ist äußerst wichtig, solche Marken zu unterstützen, um zu einem bewussten Konsumverhalten beizutragen.
Doch Vorsicht vor Greenwashing! Es ist wichtig, sich über die tatsächlichen Maßnahmen der Unternehmen zu informieren, anstatt sich auf möglicherweise irreführende Marketing-Slogans zu verlassen.
3. Abfall reduzieren
Als Verbraucher können Sie Ihre Abfälle kompostieren, recyceln und so viel wie möglich wiederverwenden. Sie haben zum Beispiel die Möglichkeit, Verpackungen aufbewahren, um sie im Rahmen eigener Verkäufe zu verwenden, z. B. auf Vinted.
4. Einkäufe planen
Es ist ratsam, Einkäufe sorgfältig zu planen und Impulskäufe zu vermeiden, um unnötige Verschwendung zu verhindern. Denken Sie zum Beispiel daran, eine Einkaufsliste mitzunehmen, wenn Sie in ein Geschäft gehen. So kaufen Sie nur das, was Sie wirklich brauchen.
5. Click & Collect nutzen
Heutzutage bieten viele Geschäfte ihren Kunden die Möglichkeit, online zu bestellen und die Waren im Geschäft abzuholen. Dies nennt sich „Click & Collect“ und ist umweltfreundlicher.
Dadurch werden die Emissionen, die durch den Versand von E-Commerce-Paketen entstehen, vermieden, und Sie erhalten Ihre Produkte schnell – meist innerhalb von 3 bis 5 Tagen.
Für E-Commerce-Unternehmen sind die besten Praktiken daher:
- langlebige Produkte herstellen
- Greenwashing vermeiden
- Verpackungen und die Erzeugung von Plastikprodukten reduzieren
- Kunden ermöglichen, ihre Einkäufe zu planen (z. B. durch Abonnementsysteme, Kundenkonten mit Favoritenlisten)
- einen Click & Collect-Service einrichten
E-Commerce vs. physische Geschäfte: das Urteil
Das Urteil steht! Der CO₂-Fußabdruck eines Einkaufs im Geschäft ist 2,3 mal höher als der eines Online-Einkaufs für dasselbe Produkt. Dies hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Am wichtigsten ist es für Käufer, sicherzustellen, dass ihre bevorzugten Marken nachhaltig sind.
Achten Sie dabei auf:
- die Herkunft der Produkte
- die verwendeten Inhaltsstoffe oder Materialien (z. B. vegane Taschen, umweltfreundliche Kosmetika, recycelte Materialien zur Förderung der Kreislaufwirtschaft)
- das Material und die Größe der Verpackung
- ob Nachfüllpackungen angeboten werden usw.
Viele Marken bieten Nachfüllpackungen an, um weniger Plastikmüll zu verursachen. Ein Beispiel dafür ist die Marke Respire, die Nachfüllpackungen für Deodorants anbietet, die deutlich kleiner sind als die Originalprodukte.
Für weiterführende Informationen empfehlen wir unseren Artikel über die Umweltauswirkungen des E-Commerce.