Wenn man an Europa denkt, fallen einem vielleicht aktuelle Themen wie der Brexit ein… oder schöne Reiseziele. Was mit dem Osterfest assoziiert wird, hängt jedoch vom Land ab. Trotz einiger Gemeinsamkeiten haben sich in verschiedenen Ländern zum Teil kuriose Osterbräuche entwickelt. Wer bringt denn eigentlich die Ostereier? Und sind die Eier vom Huhn, bunt gefärbt oder nur aus Schokolade? Von Eier- und Wasserschlachten, reisenden Kirchenglocken, fliegenden Hexen, kostümierten Umzügen bis hin zu lokalen Osterkuchen, Fischschokolade, Lammgerichten ist alles dabei – Wer seine Kunden passend ansprechen möchte, sollte Produktpalette und Kommunikation auf diese Besonderheiten abstimmen. Ein Überblick.

Osterzeit ist Retailzeit!

Aber nicht nur die Lebensmittelbranche und Handel, sondern auch Tourismus, Outdoor-, Lifestyle -und E-Commerce-Bereich sind rund ums Osterfest gefordert.

Online-Shopping ist beliebter denn je, gerade mit Sicht auf die Feiertage auch stressfreier und bequemer. Osterkommerz und -geschenke erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Letztes Jahr wollten 75% der Verbraucher den Liebsten etwas schenken (44% der Kinder, 36% der Partner und auch weitere Familienmitglieder und Freunde durften sich freuen).

Was wird geschenkt? Das ist länderabhängig, aber in Deutschland spielen Süßigkeiten, Schokolade, gekochte kolorierte Eier sowie Blumen und Pflanzen, Spielzeug, Bücher, Kleidung, Schuhe, Getränke und Delikatessen eine Rolle. Ganze 67% schenken im Wert von über 15 Euro. Der Online-Handel boomt. Der Ansicht ist auch der Händlerbund:

„Die Osterfeiertage sind nach Weihnachten die lebhafteste Zeit des Jahres. 447 Millionen Euro gaben die Deutschen laut Nielsen 2016 für Ostergeschenke, Schokoladeneier und andere saisonale Artikel aus. Tatsächlich steigt in den Tagen rund um das Osterfest auch die Zahl der Pakete, die die Logistiker transportieren und abwickeln müssen. Lieferengpässe wie etwa zu Weihnachten müssen Händler nun aber nicht unbedingt erfüllen: Zur Weihnachtszeit werden ungleich mehr Pakete verschickt, die für die Logistik-Dienstleister zur Belastungsprobe werden. Das erhöhte Sendungsaufkommen zu Ostern ist dagegen nicht so kritisch. Vom Gesetzgeber gibt es keine Vorgaben, die sich speziell zum Ostergeschäft auswirken. Wenn es um den Versand von Ostergeschenken geht und ein Händler seine Ware auch explizit als solche anpreist, sollte er die Bestellfristen für die Kunden genauestens angeben und seine Lieferversprechen auch einhalten, damit es keinen Oster-Frust gibt.“


Möchten Sie mehr über Lokalisierung und Übersetzung wissen?


Der „German“ Osterhase, ein deutscher Exportschlager beim Osterfest?

Statista zeigte bereits 2017 die Produktionsmenge von Schokoladenosterhasen in Deutschland zum Osterfest: Jährlich werden rund 200 Millionen Osterhasen in Deutschland produziert und ca. 90 Millionen ins Ausland exportiert.

Doch wussten Sie, dass in anderen Europäischen Ländern der „deutsche“ Osterhase sonst kaum eine Rolle spielt(e)? Und dass das Osterfest eigentlich die „Fruchtbarkeit“ feiert?

Trotz der oft religiösen Gemeinsamkeit haben sich in vielen Ländern sehr unterschiedliche Bräuche entwickelt. Wir haben mal genauer hingeschaut und so einige Kuriositäten beim Osterfest ausgemacht, die sich auf Ihren lokalen Absatz in den verschiedenen Ländern auswirken können. Umso wichtiger wird für Ihren Geschäftserfolg die richtige Lokalisierung – Glauben Sie nicht? Sehen Sie selbst – Sie werden Augen machen.

Osterfest und Retail in Europa - Infografik
Infografik als PDF herunterladen

Deutschland

In Deutschland bringt der Osterhase die oft selbst bunt gefärbten und bemalten Hühnereier und andere Süßigkeiten, wie Schokoladenosterhasen und -eier. Oft wird ein sogenanntes Osternest kreiert (ein Körbchen mit eben genannten Köstlichkeiten und „Kunstgras“) und versteckt, sodass Groß und Klein sich auf die Suche danach begeben dürfen. Verstecke sind im Haus, Garten oder bei einem schönen Osterspaziergang auszumachen. Kurios? Es gibt sogar groß organisierte Events dafür oder Wettkämpfe wie Eierwettessen, Eierlauf, „Eierditschen“ (Eier werden aneinander geschlagen, Gewinner ist derjenige, dessen Ei nicht kaputt gegangen ist) usw. Nicht zu vergessen sind zudem: das traditionelle Osterlamm (Kuchen), der Osterfeuer-Brauch sowie die typische Oster-Deko wie farbige Eier (ausgeblasen oder aus Plastik), Weidenkätzensträuße und Osterglocken (Blume).

Frankreich

In Frankreich gibt es wenn, nur Schokoladeneier, gekochte Hühnereier und dann noch färben und anmalen? – Das scheint zu kurios! Zwar ist das „Verstecken“ und die Suche an sich eine Gemeinsamkeit, aber bei den französischen Nachbarn bringt die „Glocke“ die Eier! Genau genommen, sagt man den Kindern, dass die von Gründonnerstag an verstummten Kirchenglocken nach Rom geflogen sind, um sich dort für das kommende Jahr ihre Segnung zu holen. Auf der Heimreise vollgepackt mit Süßigkeiten, verlieren sie über Felder, Wiesen und Gärten Fische und Meeresfrüchte – aus Schokolade! Karfreitag ist kein gesetzlicher Feiertag, das Osterfest beginnt am Ostersonntag und wird im Kreis der Familie mit traditionellen Ostermahlzeiten wie Lammkeule oder Oster-Quiche gefeiert. Die Osterglocken-Blume ist aber auch hier sehr beliebt.

Ungarn

Traditionell verzichten die Ungarn während der ganzen Fastenzeit auf Fleisch. Ostern heißt auf Ungarisch „húsvét“ und bedeutet so viel wie „Fleisch nehmen“, daher bringt so mancher das Fleisch mit in die Kirche, um es vor dem Verspeisen segnen zu lassen. Aber das ist nicht die einzige Oster-Besonderheit: Frauen und Mädchen werden am Ostermontag von Ostergedichten aufsagenden Männern mit Eimern voll Wasser übergossen! Durch das sogenannte „Begießen“, eine Bauerntradition, soll die Fruchtbarkeit gefördert werden – Frauen sollen förmlich „blühen“ und „gedeihen“. Heutzutage werden sie eher mit Wasser oder Parfum bespritzt. Zum Dank erhalten die Herren dann ein rotes Osterei. In Polen gibt diesen Brauch in ähnlicher Ausführung, man feiert dort den „nassen Montag“ – allerdings ohne Poesie.

Bulgarien

In Bulgarien werden die Eier nur rot gefärbt – sinngemäß für das Blut Jesu. Ist dies geschehen, streicht die Hausälteste den Kindern damit durchs Gesicht, um sie mit Gesundheit und Stärke zu segnen. Es gibt kein Verstecken und keine Suche, aber Groß und Klein kommen bei einer „Eierschlacht“ direkt nach der Ostersonntagsmesse auf ihre Kosten. Gezielt wird auf die Kirchenmauern und wessen Ei ganz bleibt, der hat gewonnen – ein Jahr voller Erfolg. Traditionell werden danach ein Lammgericht und ein Osterkuchen (Ei mit Schale eingebacken) verspeist und alle zuvor zu Bruch gegangenen Eier. Andere Eier geht es beim „Eierditschen“ an die Schale. Der Verlierer muss sein kaputtes Ei nämlich sofort verspeisen.

Wie lokalisieren? Werfen Sie einen Blick in das Handbuch:
Best Practices zur Übersetzung und Lokalisierung der Website

Spanien

Die Karwoche „Semana santa“ lässt die Gläubigen in Umhänge mit hohen Kapuzen gehüllt Heiligenstatuen in Prozessionen durch die Straßen tragen. Dabei werden Klagelieder gesungen, um Jesus Leidensweg zu gedenken. Am Ostersonntag wird im Kreis der Familie gefeiert. Aufgetischt werden dabei Lammbraten, Stockfisch, deftig oder süß gefüllte Teigtaschen in verschiedenen Formen („Panades“ oder „Robiols“) sowie traditionelles Ostergebäck (Monas de Pascua) aus Hefeteig inklusive eingebackenem Ei mit Schale. Dieses wird am Kopf eines Freundes aufgeschlagen und dann gegessen. Schokolade spielt keine große Rolle an Ostern, aber dafür andere süße und frittierte Osterleckereien wie „Torrijas“ und „Buñuelos“.

Italien

Nicht umsonst verbindet man Italien mit gutem Essen und so kommt natürlich auch am Ostersonntag ein Festmahl auf den Tisch – mit Lamm oder Meeresfrüchten. Auch die „Torta di Pasquetta“ (ein salziger Kuchen mit gekochten Eiern und Spinat) und die „Colomba Pasquale“ (traditioneller süßer Gugelhupf ähnlicher Kuchen in Form der Ostertaube) sind dabei sehr beliebt. Karfreitag finden stille Prozessionen mit dem Kirchenkreuz auf dem Rücken statt – in Süditalien ähnlich kostümiert wie in Spanien. Am Ostermontag feiert man die sogenannten „kleinen Ostern“ gemeinsam mit Freunden und Familie bei einem Ausflug oder plant ein gemütliches Picknick. Riesige bunt eingepackte Schokoladen-Eier mit einem Überraschungsgeschenk (wie kleine Spielzeuge, Schmuck etc.) im Inneren dürfen nicht fehlen!

Schottland

Ein klassisches Osteressen besteht in Schottland aus „Sunday roast” (aus Lammbraten oder Schinken) und „Simnel Cake“ (Früchtekuchen dekoriert mit 11 Marzipanbällen, die die 11 Apostel symbolisieren). In vielen schottischen Familien die Osterei-Suche im Vordergrund, genau genommen wird nach dem Osternest gesucht, dass der „Easter Bunny“ versteckt hat. Schokoladeneier, Osterpralinen, Marschmallow-Hasen und “Jelly Beans” (bohnenförmige Gummitiere) sowie das „Hot Cross Buns” (Milchbrötchen mit Rosinen und Gewürzen verziert mit einem Kreuz) erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit. In alter Tradition werden am Osterfest verschiedene „Eierrollen“ veranstaltet. Bunte, hartgekochte Eier werden Straßen und Hügel runtergerollt. Gewinner ist derjenige, dessen Ei am weitesten gekommen und nicht zerbrochen ist oder am schnellsten war. Spaßig und ernst zugleich – die rollenden Eier symbolisieren das Wegrollen der Steine vor dem Grab Jesus.

England

Heiter und sportlich geht es in England zu, besonders in der Stadt Olney. Seit rund 500 Jahren wird am Gründonnerstag, dem „Pancake Thursday“, ein traditionelles Pfannkuchen-Rennen veranstaltet. Der Brauch geht auf eine Hausfrau zurück, die bei der Pfannkuchen-Produktion von den Kirchenglockenläuten so überrascht wurde, dass sie mitsamt Pfanne, Schürze und Haube auf dem Kopf in die Kirche gerannt ist – darauf basieren auch heute noch die Spielregeln. Karfreitag hingegen wird in ganz England das „Hot Cross Buns“ und Fisch verzerrt. Ostergeschenke werden auch hier vom „Easter Bunny“ versteckt und bestehen heute eher aus Schokolade, bis zum letzten Jahrhundert wurden traditionell eher Vogeleier bunt bemalt und verschenkt. Ostersonntag wird beim Festessen traditionell Lammbraten und in der afternoon tea time ebenso ein „Simnel Cake“ serviert. Weit verbreitet sind auch in England Eier-Roll-Wettbewerbe und mancherorts das „Weidenkätzchen-Zweig-Betätscheln“ (durch das Berühren des Gegenübers mit dem Zweig beschert man ihm Glück fürs nächste Jahr).

Finnland

Osterhexen sind das Symbol für die Feiertage – nach altem skandinavischem Glauben fliegen sie zwischen Karfreitag und Ostern. Traditionelle Osterfeuer sollten sie ursprünglich vertreiben. Einen Osterbesuch sollte man dort vielleicht trotzdem besser ausfallen lassen, denn man muss beim „Birkenruten-Peitschen“ mitunter ganz schön einstecken. Die Birkenrouten hingegen werden mit den Palmwedeln assoziiert, die Jesus in Jerusalem willkommen hießen. Daher ziehen junge Mädchen mit schwarz Ruß bedecktem Gesicht, Kopftüchern und mit Federn geschmückten Weidenkätzchen am Palmsonntag von Haus zu Haus, um mit der Rute in der Hand Schläge anzudrohen. Besänftigen kann man sie mit Süßigkeiten oder Kleingeld. Am Festtag aufgetischt, wird häufig Hammelfleisch in verschiedenster Ausführung. Das Färben und Bemalen von gekochten Eiern gehört auch zu den finnischen Ostertraditionen. Versteckt werden sie allerdings nicht.

Schweden

In Schweden geht es einerseits netter zu: Oster-Deko besteht in Schweden aus Birkenzweigen mit bunten Federpuscheln. Die Osterbräuche fangen in Schweden bereits am Gründonnerstag an: Kinder verkleiden sich als „Osterweiber“ (langen Röcke und Kopftücher) und verteilen sogenannte Osterbriefe. Als Dank werden sie mit Süßigkeiten oder etwas Geld entlohnt. In West-Schweden versucht man aber andererseits mit Osterfeuern, Feuerwerkskörpern und allem was Lärm macht die bösen, teuflischen Osterhexen zu vertreiben. So gar nicht einladend für junge finnische Osterbesucher. Beliebt sind hier die sogenannten “påskgodis” (große Papp- oder Plastikeier gefüllt mit Süßigkeiten). Schokoladenosterhasen wurden eher importiert und gewannen dadurch an Beliebtheit. Ansonsten verspeist man an Ostern Lamm, Eier, Lachs und Hering. Auch Männer sollten sich nachts auch in Acht nehmen, sie könnten eine Ladung Wasser während dem Schlaf abbekommen.

Lokalisierung und Übersetzung sind Ihre Erfolgsgaranten!

Sie sehen: In jedem Land gibt trotz der Gemeinsamkeiten andere Bräuche und Produkte, die an diesen Tagen besonders gerne gekauft, benutzt oder abgewandelt werden. Die Verkaufsstrategie für den Onlinehandel und Werbemaßnahmen sollten auf jeden Fall an das jeweilige Land angepasst sein. Wenn Sie mehr dazu erfahren möchten, wie Sie das bewerkstelligen können, hilft Ihnen zum Beispiel dieses Handbuch:

Best Practices zur Übersetzung und Lokalisierung der Website

Doch nicht nur der Handel darf sich freuen, auch die Tourismusbranche.

Osterzeit ist auch Ferien und -Urlaubszeit. Bedenken Sie dabei aber auch, dass nicht in jedem Land automatisch Karfreitag oder Ostermontag gesetzliche Feiertage sind. Auch dies hat Einfluss auf die Shoppingwelt.

Die Auswahl der Länder und ihre Bräuche erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da vielerorts noch weitere regionale Traditionen gefeiert werden. Zeigen aber die Wichtigkeit im jeweiligen Land lokal zu agieren.

Eine schöne Osterzeit wünscht Ihnen Ihr TextMaster-Team!

 

Das könnte Sie dazu auch interessieren:

Was ist die Lieblingsschokolade der Deutschen?

Welche Bedeutung haben eigentlich das Ei und der Hase bei Ostern?

Woher kommt Ostern?

Das könnte Ihnen auch gefallen
Fakten & Zahlen