Umweltaspekte des E-Commerce im Überblick

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Welche Auswirkungen hat der E-Commerce auf unsere Umwelt?

Der elektronische Handel in Europa wächst schnell und unaufhaltsam! In den letzten drei Jahren wurde ein Zuwachs von 9 % verzeichnet. Und wenn man sich die ersten Zwischenbilanzen für dieses Jahr ansieht, stellt man fest, dass der Januar verglichen mit 2023 um 8 % zulegte. Doch mehr Online-Shopping bedeutet automatisch auch mehr Pakete, mehr Verpackungen, mehr Umweltverschmutzung …

Um die realen Umweltauswirkungen des E-Commerce zu analysieren, haben wir als E-Commerce-Experten Recherchen zu diesem Thema durchgeführt.


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Wie stark belastet der Online-Handel unsere Umwelt?

Im Jahr 2015 machten die Emissionen aus dem internationalen Handel (ca. 8 Mrd. Tonnen) bereits ein Viertel der weltweiten Gesamtemissionen (ca. 32 Mrd. Tonnen) aus.

Und dieser Anteil wird im Zuge der Internationalisierung des Online-Handels von Jahr zu Jahr größer. Im Jahr 2021 lag der Gesamtumsatz des E-Commerce bereits bei 129,1 Milliarden Euro, wobei immer mehr grenzüberschreitende Transaktionen getätigt wurden.

Diese massive Nutzung des Internets für Einkäufe hat auch ökologische Folgen.


Verteilung der Treibhausgasemissionen im E-Commerce

Verpackungen

Der Großteil der Treibhausgasemissionen im Online-Handel wird durch die Verpackung der Waren verursacht (ca. 45 % der Gesamtemissionen).

Transport der Waren

Eine weitere wichtige CO2-Quelle ist der Transport der Waren. Und diese Situation wird sich in absehbarer Zeit nicht verbessern. Laut einer OECD-Studie werden sich die Treibhausgasemissionen des Güterverkehrs zwischen 2010 und 2050 vervierfachen.

Herstellung von Produkten

Auch die Herstellung der gelieferten Produkte erfolgt nicht immer unter umweltfreundlichen Bedingungen. Manchmal werden nicht recycelbare Materialien oder umweltbelastende Verfahren verwendet.

Server und Webhosting

Eine weitere ökologische Achillesferse des E-Commerce bilden die Server, auf denen Online-Shops und Browser gehostet werden. Sie laufen rund um die Uhr und sind daher naturgemäß sehr energieintensiv. Dies treibt die Treibhausgasemissionen des E-Commerce ebenso in die Höhe wie die Tatsache, dass Kunden über das Internet bestellen.


Wo müssen wir ansetzen, um die CO2-Bilanz des E-Commerce zu verbessern?

1. Fahrten von Verbrauchern und Lieferanten minimieren

Um die Umweltauswirkungen des E-Commerce zu senken, sollten Autofahrten reduziert werden (laut ADEME werden heute rund 1/3 der Pakete mit dem Auto abgeholt). Dies betrifft sowohl die Fahrten der Lieferanten als auch die Fahrten der Verbraucher.

Nachfolgend einige Best Practices in diesem Bereich:

  • Erhöhung der Anzahl der Abholstationen im gesamten Zustellgebiet
  • Kunden ermutigen, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Abholstationen zu kommen
  • Vergebliche Zustellversuche vermeiden
  • Retouren einschränken, insbesondere wenn sie für den Kunden mit Anfahrtswegen verbunden sind

Um Ihren Kunden Retouren zu ersparen, können Sie ihnen eine virtuelle Anprobe auf Ihrer Website anbieten.

2. Verpackungen reduzieren 📦

Die Empfehlungen der französischen Umweltbehörde ADEME zum Thema Verpackungen sind klar formuliert. Ziel ist es, „den Anteil leerer Verpackungen (schätzungsweise 50 %) durch eine bessere Anpassung des Behälters an den Inhalt zu reduzieren“.

Damit sollen folgende Ziele erreicht werden:

  • Verringerung des Verpackungsvolumens
  • Reduzierung der Verpackungsmenge
  • Optimale Nutzung und Maximierung des Laderaums in Lieferfahrzeugen

Wenn weniger Umverpackungen anfallen, können mehr Pakete mit weniger Hin- und Rückfahrten zugestellt werden, was ebenfalls zur Verbesserung der Umweltbilanz des Online-Handels beiträgt.

Als weiteren Schritt empfehlen wir die Verwendung von umweltfreundlicheren Verpackungen aus recycelten, wiederverwertbaren oder biologisch abbaubaren Materialien. ♻️

3. Express- und/oder Luftfracht vermeiden

Eine weitere Best Practice ist die Vermeidung von Luftfracht. Dazu sollten Expresslieferungen aus dem Ausland auf ein Minimum reduziert werden. Außerdem sollten Lieferungen an Abholstationen bevorzugt werden. Diese Art der Anlieferung erfordert weniger Zwischenstopps und entlastet somit den Straßenverkehr.


🚨

Nach Schätzungen von Statista werden die Umweltauswirkungen der E-Commerce-Logistik in den 100 größten Städten der Welt bis 2030 deutlich zunehmen. Die Lieferflotte könnte bis Ende des Jahrzehnts auf 7,2 Millionen Fahrzeuge anwachsen, die Gesamtemissionen des Paketversands werden auf 25 Millionen Tonnen CO2 geschätzt.



4. Verbraucher für umweltbewusstes Handeln sensibilisieren

Die Sensibilisierung der Verbraucher ist ein weiteres wirksames Mittel zur Verringerung der Umweltauswirkungen von E-Commerce-Websites. Dies kann z.B. durch Hinweise auf besonders umweltfreundliche Versandmethoden, die Förderung des Kaufs von Artikeln in Sets oder die Begrenzung der Anzahl der Sendungen geschehen.

Der französische Online-Shop We Are Jolies bietet beispielsweise gestaffelte Preise an, je nachdem, wie viele Produkte der Kunde in den Warenkorb legt. Das erhöht nicht nur den durchschnittlichen Bestellwert – ein wichtiger KPI im E-Commerce, den es im Auge zu behalten gilt -, sondern ermutigt die Online-Kunden auch wirklich alle benötigten Produkte (Pyjama, Badeanzug, BH etc.) in den Warenkorb zu legen, bevor sie eine Bestellung aufgeben.

Eine weitere umweltfreundliche Maßnahme der Marke: Sie nimmt alle Kleidungsstücke und Dessous unabhängig von Zustand und Hersteller zurück, um ihnen ein zweites Leben zu schenken. Jedes gesammelte Kilo Textilien reduziert den CO2-Ausstoß um 25 Kilo.

5. Umweltfreundliche Rechenzentren und Hosting-Provider bevorzugen

Der letzte Hebel, an dem Sie ansetzen können, ist die Reduzierung des Stromverbrauchs von Rechenzentren und Webhosting-Anbietern. Zu diesem Zweck empfehlen wir Ihnen, Ihren aktuellen Webhoster durch einen umweltfreundlicheren und zertifizierten Webhoster zu ersetzen.


Mit welchem Tool kann ich den ökologischen Fußabdruck meiner E-Commerce-Website messen?

Um E-Commerce-Anbieter dabei zu unterstützen, den ökologischen Fußabdruck ihrer Website zu ermitteln und zu reduzieren, wurden bereits verschiedene Software-Tools entwickelt.

Hier sind insbesondere zu nennen:

 

Umweltauswirkungen im E-Commerce: eine kurze Zusammenfassung

Als E-Commerce-Anbieter spielen Sie eine wichtige Rolle bei der Verringerung der Umweltauswirkungen. Sie müssen Ihre Prozesse umgestalten, um einen nachhaltigeren Konsum zu fördern und die Verbraucher darüber zu informieren, wie Ihre Produkte hergestellt und transportiert werden.

Hier finden Sie einige Best Practices:

  1. Minimierung der Fahrten von Verbrauchern und Lieferanten
  2. Reduzierung von Verpackungen
  3. Vermeidung von Express- und/oder Luftfracht
  4. Sensibilisierung der Verbraucher für umweltbewusstes Handeln
  5. Umweltfreundliche Rechenzentren und Hosting-Provider bevorzugen

Wer noch weiter gehen möchte, findet hier 9 Strategien für mehr Nachhaltigkeit im E-Commerce.

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